Georg Philipp Wilhelm Jüngst

Geboren zu Löhnberg, unweit von Weilburg, am 29. September 1764. Seine Eltern waren Georg Wilhelm Jüngst und Auguste Elisabeth, Tochter des Pfarrers Nicolaus Elias Dürbeck zu Arfeld.  Sein Vater war herrschaftlicher Verwalter auf der Löhnberger Hütte.

Von 1775 an besuchte Pfarrer Jüngst das Pädagogium zu Dillenburg, studierte vier Jahre lang auf der Hochschule zu Herborn und wurde zunächst Hauslehrer bei Pfarrer Chelius zu Wallenfels bei Beilstein. 1787 kehrte er nach Herborn zurück, machte dort sein Candidaten-Examen und wurde 1788 unter die Zahl der „Landes-Candidaten" aufgenommen. Im selben Jahr erhielt er den Ruf zum Pfarrvicariat nach Ballersbach, im März 1789 nach Diez, im Juli 1789 nach Schönbach. Vom 15. Dezember 1789 an wurde er als dritter Pfarrer nach Herborn gerufen. Hier heiratete er im September 1790 Marie Gatharine Elisabeth, geb. Burchardi.Am 20. Juli 1794 erhielt er die Pfarrei Niederdresselndorf.

Grosse Verdienste erwarb er sich um dass Schulwesen. Auf einem Prediger-Convent war der Wunsch ausgesprochen worden, dass eine „Pflanz­schule" für künftige Schullehrer angelegt werden möge. Pfarrer Jüngst ging an die Verwirklichung dieses Planes und errichtete 1797 eine ,,Schulmeisterschule", die bis zum Tode ihres Gründers bestanden hat. Von nah und fern kamen Bewerber, um sich zum Lehrerberuf auszubilden. Die Schüler, deren Zahl bis 1804 auf 40 anstieg, wohnten bei den Bauern oder gingen abends zu ihrem Heimatort. Unterrichtet wurde die deutsche und französische Sprache, allgemeine und biblische Geschichte, Religionslehre, Rechnen, Methodik, Klavier- und Orgelspiel nebst Gesangslehre. Für die fähigeren Schüler kamen noch die Lateinische und griechische Sprache hinzu. Anfangs fand der Unterricht in den Amtsräumen des Pfarrers Jüngst statt. Musikunterricht wurde dem Lehrer  Schreudenbach in Haiger übertragen. Als sich die Zahl der Schüler steigerte, wurde ein Gehilfe angestellt und ein besonderes Unterrichtslokal gemietet, für welches die Kosten aus dem Seminarfonds bestritten wurden. In der Auswahl der Schüler war Pfarrer Jüngst sehr vorsichtig. Dadurch sicherte er das Ansehen und Bestehen der Anstalt. Die ganze Anstalt trug das Gepräge häuslichen Lebens. Viele erhielten Stipendien, die aber bei Berufswechsel erstattet werden mussten. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend war Pfarrer Jüngst unter seinen Schülern, außer wenn ihn Amtsgeschäfte abhielten. Die Verdienste des Dresselndorfer Lehrerbildners fanden die behördliche Anerkennung; ihm wurde 1805 die nassauische Verdienstmedaille und der Titel Kirchenrat verliehen.

Als im Dezember 1808 in Haiger ein großer Brand ausgebrochen war, eilte Pfarrer Jüngst nach Haiger, um dort zu helfen. Als Folge einer Erkältung zog er sich ein Halsgeschwür zu. Daran ist er am 21. Januar 1809 im Alter von nur 44 Jahren gestorben.


 

Quelle: Festbuch der Evangelische Kirche Niederdresselndorf zum Kirchenjubiläum 2005. Der Autor der Kirchenchronik ist Pfarrer i.R. Günther Albrecht